Revolutionsperformance

Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 15.10.2018

„Könnten Revolutionen doch immer so entspannt und geistreich verspielt sein wie an diesem Abend von Andcompany & Co. im HAU 2. Zwar ziehen die vier Revoluzzerdamen Nina Kronjäger, Mira Partecke, Claudia Splitt und Mariana Senne auch hier zuerst mal die Theoriefibeln aus ihren Gürteln wie Colts und lesen „MRX-Maschinelles“ von Luise Meier.

Bald aber tauschen sie die Bücher gegen Instrumente ein und spielen lässig depressiven (Post)Revolutionsblues. Nein, zu den Akten gelegt ist die Revolution damit nicht für Alexander Karschnia und Crew, die belesensten Dauerrevolutionäre unter den Performern. Aber ohne ein Gefühl für Lockerheit, auch für die mäandernden Lücken im wuchernden All-in-one-System (siehe MRX) ist mit Revolution ohnehin nichts zu machen.
Weggeblasene Depression

Dieses Gefühl für die unsichtbaren Wege nun sucht und feiert die Performance „invisible republic“ zum großen Revolutionsjubiläumsjahr 2018 (200 Jahre Marx, 100 Jahre Novemberrevolution, 50 Jahre 1968). Und sie tut das in einem beschwingt-engagierten Mix aus Luc-Godard-Theater, Lesung, Plüschpantoffelchoreografie mit Hexenhüten, Geist und Witz, sodass jede „postrevolutionäre Depression“ (Bini Adamczak) hier plötzlich wie weggeblasen scheint“

Berliner Zeitung