Deutschlandfunk - Kultur Heute

Mit drei sogenannten "Recherche"-Theaterprojekten startet das Berliner HAU auf seinen drei Bühnen in das neue Jahr. "Mausoleum Buffo" nennt die "Andcompany & Co" ihre Theaterperformance, für deren Vorbereitung sie sogar nach Leningrad gereist ist. Nach einem Zitat von Heiner Müller, dessen "Hamletmaschine" die Gruppe in ihrem vorherigen Projekt "Showtime: Trial & Terror" mit dem Zeitgeist der Fernsehshows konfrontierte, wollen sie in "Mausoleum Buffo" den "Clinch von Revolution und Konterrevolution" als geistige Umarmung der Superhelden Lenin und Lennon zeigen.

Verkleidet als Eierköpfe, treten die meist englisch sprechenden Performer zwischen Kulissen auf, die an konstruktivistische Architektur und Kunst erinnern. Lenin liegt im Hintergrund wie Schneewittchen in seinem Sarg, während sich die fünf Performer als trompetende und trommelnde Kapelle und als Zitat-Remixer durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts spielen.

Die Inszenierung, die unter anderem Texte von Brecht und den Beatles, von Marx und Müller, Majakowski und Elvis durcheinander wirbelt, zeigt eine Geschichte des Verrats. Das Mausoleum spuckt unentwegt Figuren der sozialistischen Bewegung und der modernen Popkultur aus. Die Performer halten sich Masken der Figuren vor oder setzen sich Mickey-Mouse-Ohren auf, und einer verkleiden sich für den Beatles-Song "I am the walruss" mit einem Walross-Eierkopf.

Die Textmontage ist hochkompliziert, und auch die Identifizierung der zahlreichen Figuren, deren Pappgesichter oder Zitate aufscheinen, ist nicht einfach. Doch der Abend besticht durch seinen szenischen Einfallsreichtum, er besitzt einen ungeheuren Charme, der sich sowohl aus einem intellektuellen Basteltrieb wie aus einer kindergeburtstagsartigen Lustigkeit speist. Das Publikum war jedenfalls sowohl zufrieden als auch total erschöpft.

HARTMUT KRUG, 08.01.2008

Autor

Hartmut Krug