FFT: Tanz den Warenfetischismus
Ein paar Indianer-Dauercamper haben es sich im Schatten eines Atomkraftwerks gemütlich gemacht. Mit Handstaubsauger und Heckenschere sorgen sie für Ordnung auf ihren Grundstücken. Der Friedhof ist nebenan, aber im Saloon "El Dorado" sorgt der Totengräber für Stimmung. Wenn die rote Sonne hinter dem AKW versinkt, machen sich die letzten Indianer am Glühbirnen-Lagerfeuer so ihre Gedanken.
Wer das Theaterperformance-Kollektiv andcompany&Co kennt, ahnt natürlich, dass es hier nicht um Winnetou-Romantik geht. "West in Peace", zu sehen im Forum Freies Theater, will vielmehr abrechnen: mit dem Kapitalismus, Karl Marx, Karl May und der deutschen Geschichte. Und dies geschieht mit der gewohnten Mischung aus Trash, philosophischen Ansätzen, Popkultur und einem dichten Textgeflecht aus bekannten Zitaten. Da ziehen sich die Performer bemalte Pappkartons mit Trabi, Fernseher und Musikanlageüber den Kopf, um den Waren-Fetischismus-Tanz zu tanzen. Und sie stellen sich wie Mitglieder einer Rockband auf und singen: "Macht kaputt, was euch kaputt macht."
Es ist eine rasante Revue aus Bild-, Text- und Musikzitaten, die manchmal allzu schnell vorüber rauscht. Und mehr als eine ironische Aneinanderreihung verschiedenster Statements kommt am Ende auch nicht heraus. Dies aber in einer überaus intelligenten, unterhaltsamen und humorvollen Art und Weise.