Kolonialismus im Kopf

In diesem Stück geht es um Kolonialismus im Kopf, thematisiert wird nicht das „Schwarzsein“, sondern die „Weißheit“, die dieses „Schwarzsein“ fabriziert: „Black Bismarck“ im Hau.

Marmor schmückt die Bühne des HAU2, doch natürlich ist er Pappe – wir sind im Theater. Dass wir das sind, erklärt eine Performerin der andcompany&Co aber trotzdem noch mal genau: „Hier ist der Kunstraum“, sie weist auf die Bühne, „dort der Realraum“, sie weist auf uns. „Hier ist alles Zeichen“ (Bühne), „dort alles…“ ja was? kein Zeichen? Wir ahnten es: wenn es zu einfach wird im Theater, ist es kompliziert. Die Sache kommt also ins Stocken, gleich zu Beginn der Performance „Black Bismarck“ und das ist Programm. Denn im Verlauf wird es vor allem um die Tücken des Bezeichnens gehen, seine falschen Selbstverständlichkeiten, seine inhärente Gewalt.

Es geht um den Kolonialismus im Kopf. Und anders, als der Titel zuerst suggeriert, ist nicht das „Schwarzsein“ das Thema, sondern die „Weißheit“, die dieses „Schwarzsein“ fabriziert. Was ist das „Weiße“ an Bismarck, der seit der Berliner Kongokonferenz 1884 Afrika zum Spielkasten europäischer Interessen machte? Was wissen wir eigentlich von unserem „weiß“, das sich selbst nie mitdenkt wenn es andere bedenkt?
Als hätte es Afrika vor der Globalisierung nie gegeben

Bald ist der Pappmarmor als U-Bahnstation „Mohrenstraße“ zu erkennen und schon stehen wir mitten in der Kolonialgeschichte dieser „Weißheit“, der man zwar täglich begegnet, doch die niemand wahrnimmt. Das liegt nicht nur daran, dass die Kolonialgeschichte hierzulande unterbelichtet ist, sondern auch, dass man sie, wenn, dann falsch belichtet. Grotesk deutlich wird das in einer Rede der Bundeskanzlerin zu Afrika, die die Performerin Nicola Nord bald komplett verliest und die so selbstgefällig die „Probleme“ Afrikas definiert, als hätte es den Kontinent vor der „Globalisierung“ nie gegeben….

weiterlesen auf berliner-zeitung.de

 

Autor

Doris Meierhenrich